Städtebauliche Entwicklung des Paulaner-Geländes am Nockherberg

Die Bürgerversammlung vom 8.3.2012 hat folgenden Antrag an die LH München mit großer Mehrheit angenommen (gestellt von unserem OV-Vorsitzenden M. Schön).

Antrag zur städtebaulichen Entwicklung des Paulaner-Geländes am Nockherberg

Hiermit wird die Landeshauptstadt München hinsichtlich der Planungen für eine Bebauung des Paulaner-Geländes am Nockherberg aufgefordert, für die Umsetzung der folgenden Rahmenbedingungen zu sorgen:

  1. Ausweisung von mindestens 30 % der auf dem Paulaner-Gelände geplanten Wohnungen als geförderten Wohnungsbau.

  2. Ausweisung von zusätzlichem gefördertem Wohnungsbau, der speziell auch Auszubildenden und Studierenden kostengünstiges Wohnen ermöglicht. Dafür soll die Landeshauptstadt München in Teilgebieten des Paulaner-Geländes zusätzliche Flächen erwerben, die zu bezahlbaren Preisen auch an Wohnungsbaugenossenschaften und städtische Wohnungsbaugesellschaften weitergegeben werden.

  3. Öffentliche Zugänglichkeit von mindestens 60 % der geplanten Grünflächen.

  4. Bau von ausschließlich freistehenden Kindertageseinrichtungen.

  5. Schaffung von offenen Jugendfreizeiteinrichtungen.

  6. Schaffung von Bewohnertreffs.

  7. Schaffung einer Infrastruktur der Begegnung mit Kleingewerbebetrieben wie Läden, Kneipen, etc., die die bisher vom Bauträger angedeutete Quote von 90% Wohnen zu 10% Nicht-Wohnen deutlich übersteigt.

Begründung:
Erschwingliches Wohnen ist die dringlichste soziale Frage in München dieser Tage. Da die Immobilienpreise der Landeshauptstadt in den letzten Jahren geradezu explodiert sind und stetig weiter steigen, werden Neubauprojekte von Investoren – gerade in Zeiten der Wirtschaftskrise – vornehmlich dazu genutzt, lukrative Kapitalanlagen zu schaffen.

Die Interessen der alteingesessenen Wohnbevölkerung, aber auch die einkommensschwacher Bürgerinnen und Bürger wie kinderreichen Familien, Renterinnen und Rentnern sowie jungen Menschen in Ausbildung bleiben dabei zumeist auf der Strecke. Deshalb soll die Landeshauptstadt München im Rahmen der Verhandlungen zur Sozialen Bodennutzung (SOBON) auf privaten Wohnbauflächen das Minimum von 30 % geförderten Wohnungsbau durchsetzen.

Als Ausgleich für die zugelassene, sehr hohe bauliche Ausnutzung des Geländes ist eine entsprechende Reduzierung der Grunderwerbskosten durchzusetzen, die es Wohnungsbaugenossenschaften und städtischen Wohnungsbaugesellschaften erst ermöglicht, bezahlbaren Wohnraum – gerade auch für Auszubildende und Studierende – zu schaffen.

Zudem werden Neubaugebiete oft allzu dicht ohne soziale Begegnungsmöglichkeiten geplant. Gerade im Stadtbezirk Au-Haidhausen ist in den letzten Jahren ein enormer Zuzug zu beobachten, der die bestehende soziale Infrastruktur an Grenzen stoßen lässt. Denn aus Kostengründen lässt man die Entwicklung einer sozialen und gewerblichen Infrastruktur nicht mit der Entwicklung und Schaffung von Wohnraum mithalten. Das darf bei der Neubebauung des Paulaner-Geländes nicht wieder passieren! Die derzeit von der Bayerischen Hausbau angedeutete Quote von 90% für Eigentums- und Mietwohnungen für Familien und Singles zu rund zehn Prozent für Nicht-Wohnen, wozu neben kleinteiligem Gewerbe wie Geschäften, Cafés oder Arztpraxen, auch Kindertagesstätten zählen sollen 2 , kann so nicht hingenommen werden.

Gerade Kinder und Jugendliche benötigen genügend Freiräume zu ihrer Entwicklung und das sowohl in großzügig gestalteten und freistehenden Kinder- und Jugendeinrichtungen, als auch in weitläufigen öffentlichen Grünflächen. Die Schaffung von in Wohngebäuden integrierten Kindertagesstätten, wie zum Teil in den Welfenhöfen, kann nicht akzeptiert werden – im Interesse der Raumbedürfnisse der Kinder und Jugendlichen, aber auch der Anwohnerinnen und Anwohner.

Haidhausen ist keine reine Wohnstadt und darf auch keine solche werden! Wo viele Wohnungen entstehen, muss auch die soziale und gewerbliche Infrastruktur mitentwickelt werden, was bei großen Bauvorhaben der letzten Jahre leider viel zu kurz gekommen ist.