Martin Löwenberg verstorben

Martin Löwenberg

05. April 2018

Mit großer Bestürzung haben wir vom Tod Martin Löwenbergs erfahren. Wir drücken der Familie, den Freunden und Bekannten Martin Löwenbergs unser tief empfundenes Mitgefühl aus. Vor einiger Zeit war er bei uns im Ortsverein zu Besuch, zur Erinnerung an Martin Löwenberg stellen wir den Bericht darüber wieder online.

Weitere Informationen unter anderem unter
Website von Martin Löwenberg
Wikipedia

Artikel von 2012:

Am 10. Oktober durften wir in unserer Ortsvereinsversammlung mit Martin Löwenberg einen besonderen Gast begrüßen. Als Überlebender des Holocaust und ehemaliger KZ-Häftling hat Martin Löwenberg sein Leben lang gegen rechtsextremistische Umtriebe gekämpft.
- Webseite Martin Löwenberg
- Wikipedia zu Martin Löwenberg
- Foto: http://de.wikipedia.org / Franz Meier
- Münchner Bündnis für Toleranz, Demokratie und Rechtsstaat

Zuerst schilderte Martin Löwenberg in bewegenden Worten, wie er in seiner Jugend wegen seines jüdischen Vaters ausgegrenzt worden ist, sogar vom Schulunterricht, als die Lehrerin ihn wegen seiner Herkunft aus dem Unterricht "Rassenkunde" ausgeschlossen hat. Martin Löwenberg erzählte, dass sein älterer Bruder im Gegensatz zu ihm selbst bei der Beurteilung der "Rassemerkmale" als "Vollarier" angesehen wurde.

1944 wurde er verhaftet und ins KZ Flossenbürg in Bayern verschleppt. Dort zitierte er bei Diskussionen mit den politischen Gefangenen aus dem "Prager Manifest" der Exil-SPD, das ihm seine Mutter gegeben hatte, was ihn wie er erzählte, politisiert habe. Später wurde er nach Lothringen deportiert und beim Rückzug vor den anrückenden Alliierten ins KZ Leitmeritz (Litomerice), einem Außenlager von Flossenbürg in Tschechien. Dort wurde Martin Löwenberg am 7. Mai 1945 von der Roten Armee befreit.

Danach ging Martin Löwenberg nach Weißenfels an der Saale und war Gründungsmitglied der örtlichen Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) und des dortigen Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB). Aus der Erfahrung des Scheiterns der Linken in der Weimarer Republik setzte er sich ein für eine Vereinigung in einer Partei.

Martin Löwenberg hat dann davon berichtet, wie er in der jungen Bundesrepublik aus politischen Gründen verfolgt und verhaftet wurde wegen seines Engagements in der Sozialdemokratischen Aktion (SDA), die für den Staatsschutz eine "Tarnorganisation" der verbotenen KPD war. Leider ist auch die Rolle der SPD gegenüber Mitgliedern der VVN kein Ruhmesblatt: Der Unvereinbarkeitsbeschluss einer Mitgliedschaft in der SPD und der VVN wurde erst im Oktober 2010 aufgehoben. Martin Löwenberg erzählte, dass er weder wegen der VVN aus der SPD noch wegen der SPD aus der VVN austreten wollte. Er hat aber ebenfalls davon berichtet, dass es Sozialdemokraten wie zum Beispiel unseren ehemaligen Münchner Vorsitzenden Franz Maget gab, die sich ihm gegenüber solidarisch zeigten.

Der Ortsverein Haidhausen bedankt sich bei Martin Löwenberg für seinen Besuch und vor allem dafür, dass er gegenüber seiner politischen Heimat, der Sozialdemokratischen Partei, keinen Groll hegt und auch weiterhin zu uns Kontakt halten möchte.

Im Folgenden finden Sie noch zwei kurze Zitate aus der Wikipedia, außerdem möchten wir Sie auf die Links oben in diesem Artikel verweisen.

Zitate aus Wikipedia:

... Im November 2002 wurde der (damals, die Redaktion) 77-jährige Löwenberg wegen Aufrufs zum Widerstand gegen einen Aufmarsch der Neonazis vom Amtsgericht München verurteilt. Tausende Münchner hatten am 30. November 2002 versucht, einen Aufzug der Neonazis zu blockieren. Christian Ude, Oberbürgermeister von München, erklärte damals "sich in den Weg zu stellen, ist eine gute Sache".

Löwenberg, dessen jüdische Verwandte zum Großteil in Vernichtungslagern ermordet wurden, rief bei der antifaschistischen Kundgebung am Münchner Odeonsplatz "es ist legitim, ja legal, sich den Totengräbern der Demokratie entgegenzustellen" und wurde daraufhin angeklagt. Das Urteil löste einen Proteststurm aus. Die "Süddeutsche Zeitung" titelte: "Ex-KZ-Häftling wegen Nazi-Protest verurteilt" (zum SZ-Artikel). Dieter Hildebrandt thematisierte das Urteil in seinem letzten Scheibenwischer. ..."

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